Menschen lesen online anders. Gründe dafür sind, dass das Lesen am Monitor etwa 25% langsamer vonstattengeht als von Papier und sich manche Nutzer*innen unproduktiv fühlen, wenn sie dasitzen und lange Texte vollständig durchlesen. Zudem führt die Fülle an online verfügbaren Inhalten unterschiedlichster Qualität dazu, dass Leser*innen vor der Lektüre zuerst prüfen möchten, ob sich dieser Aufwand lohnt.
All dies führt dazu, dass Onlinetexte gescannt und nicht sorgfältig gelesen werden. Dabei handelt es sich um ein blitzschnelles, diagonales Überfliegen der Inhalte. Text im Internet sollte daher scannbar sein. Möglich wird das durch den richtigen Aufbau von Texten und die typografische Auszeichnung (etwa Fettung) wichtiger Schlüsselwörter, die das Scannen erleichtern.
Besser und fokussierter lesen mit Bionic Reading
Bionic Reading – der Name „Bionic“ setzt sich aus den Begriffen „Bios“ (Leben) und Technik zusammen – ist eine neue Methode für das effizientere Lesen von Texten in Online-Medien. Dazu wird das Auge der Lesenden mithilfe von typografischen Auszeichnungen über den Text geführt. Dabei nehmen die Leser*innen die hervorgehobenen Anfangsbuchstaben eines Wortes wahr und ihre Gehirne vervollständigen das Wort. Die Köpfe hinter Bionic Reading wollen das Lesen und Verstehen von geschriebenen Inhalten in einer hektischen und lauten Welt fördern.
Dazu überarbeiten die Tools von Bionic Reading Texte so, dass die prägnantesten Teile der Wörter hervorgehoben werden. So wird das Auge beim Scannen insbesondere von Onlinetexten über den Text geleitet und das Gehirn erinnert sich schneller an bereits erlernte Worte.
Test gefällig? Wie wäre es mit den theoretischen Grundlagen des Bionic Reading?
„Ehct ksras! Gmäeß eneir Sutide eneir Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort snid, das ezniige was wcthiig ist, das der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiin snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sein, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, weil wir nicht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wort als gzeans enkreenn. Ehct ksras! Das ghet wcklirh! Und dfüar ghneen wir jrhlaeng in die Slhcue!“**
Unser Gehirn kann Wörter lesen, obwohl die Buchstaben darin vertauscht sind. Das legt den Schluss nahe, dass es beim Lesen nicht jeden einzelnen Buchstaben nacheinander erkennt und daraus ein Wort bildet, sondern Lesen anders funktioniert.
Tatsächlich besteht Lesen aus einer Wahrnehmung mit den Augen, und der Verarbeitung des Wahrgenommenen. Das Auge nimmt dabei zunächst die Wörter auf, indem es sich über den Text bewegt, so dass diese im Gehirn angelangen. Dort sind der Klang und die Schreibweise des Wortes im „mentalen Lexikon“ gespeichert.
Das Gehirn erkennt die einzelnen Buchstaben nun anhand charakteristischer Merkmale, auch wenn sie in einer unbekannten Schriftart gelesen werden. So ist etwa abgespeichert, dass ein B aus einem senkrechten Strich und zwei Halbkreisen daran besteht. Oder dass ein S wie eine Schlangenlinie geformt ist. Dies ermöglicht es Menschen erstaunlicherweise sogar Texte zu lesen, die teilweise aus Zahlen bestehen, die ähnliche Merkmale aufweisen wie die Buchstaben, die sie repräsentieren.
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Darüber hinaus nimmt das Gehirn die einzelnen Buchstaben eines Wortes mit ihren Merkmalen auch nicht ganz genau in der Reihenfolge auf, wie sie geschrieben stehen. Die Buchstaben eines Wortes werden stattdessen auf einmal aufgenommen. Das Wort wird also als Ganzes erfasst. Uns fällt es daher häufig auch nicht sofort auf, wenn ein Wort falsch geschrieben ist oder ein Buchstabe fehlt – insbesondere dann, wenn wir zügig lesen.
Hat das Auge nun die Merkmale eines Wortes aufgenommen und das Gehirn die Buchstaben mittels dieser Merkmale erkannt, wird im mentalen Lexikon die Zusammensetzung der bestimmten Buchstaben gesucht. Unser Gehirn sucht also das Wort heraus, dass die erkannten Buchstaben enthält.
Mehr Informationen zu Bionic Reading und Tools zur Umwandlung von Texten finden Sie hier: https://bionic-reading.com/de/ Darüber hinaus beraten wir Sie gerne ausführlich, wie Sie Ihren Kund*innen in Ihren E-Mails und auf Ihren Landeseiten eine positive User Experience bereiten.
*Jakob Nielsen’s October 1997 Alertbox column, How Users Read on the Web
https://www.nngroup.com/ articles/how-users-read-on-the-web/
und https://www.nngroup.com/ articles/why-web-users-scan-instead-reading/)
** https://www.haefnerwelt.de/blog/gehirn-herausfinden-leistung/