âAlexa, bestell mir Google Homeâ
Was passiert? Na logisch â ĂŒber Amazon.de wird Ihnen am nĂ€chsten Tag fĂŒr 131 Euro der digitale Sprachassistent von Google geliefert. Sprachassistenten gehört (vermutlich) die Zukunft. Mittlerweile gibt es so viele Varianten, dass viele Menschen schon jetzt den Ăberblick verloren haben.
Deshalb zunÀchst ein paar Grundlagen:
Man muss zwischen der Hardware und der Software unterscheiden: Die Hardware ist der Lautsprecher mit Mikrofon fĂŒr die Sprachein- und Ausgabe. Der heiĂt bei Amazon eben âEchoâ (oder âEcho Dotâ, âEcho Plusâ, oder ganz neu âEcho Showâ mit Bildschirm). Bei Google heiĂt das GerĂ€t âGoogle Homeâ. Im nĂ€chsten Jahr will auch die Telekom einen eigenen Lautsprecher anbieten. GrundsĂ€tzlich ist man jedoch nicht auf die GerĂ€te der Hersteller Amazon und Google beschrĂ€nkt. Der High-End-Hifi-Anbieter SONOS z.B. liefert seinen âSonos Oneâ Lautsprecher mit Alexa-FunktionalitĂ€t aus. LG und Samsung bauen KĂŒhlschrĂ€nke mit Alexa. Macht das alles Sinn? Um ehrlich zu sein: Auf die Antwort werden wir noch einige Zeit warten mĂŒssen.
Die Software (also der Assistent selbst) ist grundsĂ€tzlich unabhĂ€ngig von der Hardware. Die groĂen Systeme sind hier Alexa, Google Assist und Siri, und bald möglicherweise der Telekom-Assistent (âHallo Magentaâ): Theoretisch und praktisch können auch mehrere Assistenten auf einem GerĂ€t installiert sein, die Telekom plant dies zum Beispiel. In den Assistenten liegt die eigentliche Intelligenz des Systems. Hier hat Google Assistant einen unschlagbaren (Heim)-Vorteil: Google. Alexa hingegen benutzt Bing von Microsoft (ob sich wohl die Entwickler von Bing und Alexa von gemeinsamen Kneipentouren in Seattle kennen?). EnzyklopĂ€disches Wissen wird von Alexa deutlich schlechter beantwortet als von Google Assistant. Allerdings gibt es Tricks, wie man Alexa das googeln beibringen kann (davon demnĂ€chst mehr).
Skills: Was steckt dahinter?
Was ist aber nun die StĂ€rke von Alexa? Es sind die âSkillsâ, kleine Zusatzprogramme, mit denen man Alexa intelligenter machen kann.
Im Prinzip ist ein Skill ein anderes Wort fĂŒr âAppâ. Das Prinzip ist dasselbe: Unternehmen programmieren Skills, die man ĂŒber den âSkill Shopâ (man könnte auch App Store dazu sagen) bei Amazon auf seinem Alexa GerĂ€t aktivieren kann.
Der Google Assistant kann auch erweitert werden, nur heiĂt das, was bei Alexa ein âSkillâ ist, bei Google âActionâ.
âDeaktiviere Bayern MĂŒnchenâ
Ein Beispiel ist der Skill âToralarmâ, ein Ableger der gleichnamigen iOS- / Android-App: Toralarm informiert Sekunden nachdem ein Tor gefallen ist: âTor fĂŒr Eintracht in der 13. Minute durch Rebicâ. Der Skill wird mit wenigen Worten gesteuert, der Nutzer kann die Infos zu verschiedenen Mannschaften mit einem einfachen Befehl ein- und natĂŒrlich auch wieder ausschalten.
Â
Ein anderer erfolgreicher Skill ist âSmart Relaxâ von der Techniker Krankenkasse, der in AbhĂ€ngigkeit von den Eingaben des Benutzers (aber z.B. auch abhĂ€ngig von der Tageszeit) verschiedene Ăbungen aus dem Bereich Autogenes Training / Entspannungstechniken bereithĂ€lt. Die Abgabe des Artikels, den Sie gerade lesen, verzögerte sich um mehrere Stunden, weil der Autor erfolgreich die âEinschlaf-Ăbungâ absolvierte âŠ
Wie entwickelt sich der Skill-Markt: Zur Zeit sehr experimentell, wie im Apple App Store vor 10 Jahren. Und ja, auch im Skill Shop gibt es die skurrilen Anwendungen (âAlexa eine Runde Mitleidâ, âAlexa erzĂ€hl mir einen Mudder-Witzâ). Aber natĂŒrlich gibt es auch die extrem sinnvollen Anwendungen, und diese unterscheiden sich nicht von den Top-Anwendungen aus der FrĂŒhzeit des App-Store: Deutsche Bahn Zugauskunft, Wetter, Nachrichten sind nur ein paar Beispiele.
Was macht einen guten Skill aus?
Wie immer:
- Ein Nutzen muss erfĂŒllt werden. Ohne Nutzen wird ein Skill das Schicksal von 90% der Apps erleiden: Er wird nie aufgerufen.
- Die Bedienung muss möglichst intuitiv sein. Hier ist noch viel Nachholbedarf: Bis Sprachsteuerung so funktioniert, dass man mit dem Assistenten spricht wie mit seinem persönlichen Butler, birgt eine FĂŒlle von technischen und konzeptionellen Herausforderungen.
- Es darf nicht einfacher sein, ĂŒber eine App dieselben Informationen abzurufen. Denn wenn wir ehrlich sind: Bis wir völlig natĂŒrlich in den Raum rufenâ âAlexa, bestell mir ein Taxi, ich muss in 10 Minuten losâ, wird noch einige Zeit vergehen.
- Es muss schnell gehen. Das ist sowohl bei der Spracheingabe wie bei der Sprachausgabe relevant. Ein Text ist oft viel schneller gelesen als angehört.
- Es muss nicht wichtig sein, Informationen auch nachzulesen. âAlexa sag mir ein Rezept fĂŒr TrĂŒffelpolentaâ hilft nicht, wenn man zwischendrin beim Kochen vergisst, wie viel Maisgries man in die SchĂŒssel kippen soll und es schnell gehen muss. Das hat auch Amazon erkannt, deshalb hat der nagelneu eingefĂŒhrte âEcho Showâ einen Bildschirm. Lesen hilft eben manchmal doch.
Smart Home (nein, Sie mĂŒssen diesen Absatz nicht ernst nehmen!)
Ein ganz groĂer Hype ist die Möglichkeit, ĂŒber Alexa in der ganzen Wohnung GerĂ€te zu steuern. Hier sehen viele Smart Home Anbieter ihre Chance gekommen, ĂŒber Sprachsteuerung eine optimale Benutzer-Experience zu schaffen. Eigentlich ist das auch nur folgerichtig: Bereits seit Beginn der Elektrifizierung ist die Sprachsteuerung von elektrischen GerĂ€ten, wĂ€hrend man(n) auf dem Sofa sitzt, Standard (âSchatz mach in der KĂŒche bitte das Licht aus!â). Damit dĂŒrfte die Akzeptanz von Sprachsteuerung mittels Alexa von Anfang an sehr groĂ sein: âAlexa, mach in der KĂŒche das Licht aus! Und schalte den Tatort ein.â
Und wer im Einzugsbereich von Amazon Fresh ist, kann sogar noch sagen: âBring mir noch ein Bierâ.